Große Halden im Norden der Stadt Gladenbach erinnern an den bedeutenden Gladenbacher Schieferbergbau, der vom 14. Jahrhundert bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts betrieben wurde. Die Grube
"Erin" hinter dem Burghain, in der bis zum Schluss abgebaut wurde, wurde am 13. September 1317 in einer Schenkung des Landgrafen Otto von Hessen an den Deutschen Orden in Marburg erwähnt. Im 16.
Jahrhundert wurden herrschaftliche Bauten im Marburger und Gießener Land mit dem Gladenbacher Schiefer (Zehntschiefer) gedeckt. Mit zunehmender Tiefe wurde der Schieferbergbau durch das
Eindringen von Wasser stark erschwert. Das Wasser wurde zu dieser Zeit wie der Schiefer in Kübeln über Leitern nach oben gefördert. 1768 waren nur noch zwei Schieferkauten mit 24 Mann Belegschaft
in Betrieb. Die Schieferbrecher waren nach Klipstein arme Leute, die die persönliche Freiheit genossen, dagegen den Zehnten ihrer Förderung an die Herrschaft abgeben mussten. Im Auftrag des
Landgrafen besichtigte 1768 der Oberbergkommissar Prof. Baumer aus Gießen die Gruben um eine bessere Förderung zu erreichen. Aber den Schieferkautenmeistern Nikolaus Waßmuth und Johann Peter
Ulrich fehlte das Geld, um die nötigen Betriebseinrichtungen für die Wasserhaltung anzuschaffen und zum Tiefbau durch Stollenbetrieb überzugehen. 1839 wurde von sechs Gladenbacher Bürgern eine
Gewerkschaft gegründet, die den Dachschieferbergbau wieder aufnahm.
Die Förderung dieser Gewerkschaft betrug nach Tasche (1858) jährlich an 1000 Reis (ca. 50-55 Stück) 1. Sorte à 2 fl. 20 kr., 240 Reis 2. Sorte à 35 kr., zusammen 1240 Reis Dachschiefer im
Gesamtwert von 2473 fl. und 20 kr. Die Gewinnung wurde mit 9-10 Mann im Gedinge betrieben, diese erhielten per Reis 1. Sorte 1 fl. 35 kr. und 2. Sorte 20 kr. Lohn. Der Verkauf beschränkte sich in
der damaligen Zeit auf die umliegenden Ortschaften und die Umgebung von Marburg.
Sparte: Bergbau / Steine und Erden
Funktion: Schiefergrube
Nutzungszeit: 1317 - 1950er Jahre
Zustand: Halden erhalten
Denkmalschutz: nein
Adresse: keine
Lage: nahe der Ferdinand-Köhler-Straße im nordwestlichen Stadtgebiet
Zufahrt: vom Martkplatz über die Karl-Waldschmidt-Straße
Zugänglichkeit: frei zugänglich
Abbildungen: (1-6) Otto Volk; (7) Google Earth
Literatur:
Web-Informationen:
Bearbeiter/in: Erhard Reitz / Otto Volk